Wo früher Lenkergriffe und Tischtennisbälle hergestellt wurden, ist ein neues innerstädtisches Quartier zum Wohnen und Arbeiten entstanden. Die ehemalige Chemiefabrik Hagedorn in Osnabrück wurde nach vielen Jahren Leerstand sorgfältig umgebaut, saniert und erweitert. Der Komplex bietet nun Platz für moderne Loftwohnungen und Büroräume und einen öffentlich zugänglichen Quartiersplatz mit Frei- und Grünflächen. Oberstes Ziel war es, den industriellen Charakter der erhaltenswerten Gebäude in der Grundstruktur zu bewahren und gleichzeitig zeitgemäßen und nachhaltigen, klimaorientierten Wohnraum zu schaffen.
Das gesamte Gebäude wurde durch ein Staffelgeschoss erweitert. Der alte, undefinierte helle Bestandsziegel wich einem dunklen, fast schwarzen Klinker mit dunklen Fugen. Dem gegenüber steht die goldene Blechverkleidung des Staffelgeschosses, das sich ganz klar in Formensprache und vor allem Materialität vom Bestand abgrenzt.
Im südlichen, komplett neu konzipierten Gebäudeteil befinden sich 18 moderne Wohnungen mit variierenden Wohnflächen von 50 bis 150 m². Ohne die Bestandsstruktur zu verändern, wurde Wohnfläche vor allem durch die offenen, effizienten Grundrisse meist ohne Flurflächen, das neue Staffelgeschoss und den Anbau von Balkonen gewonnen.
Die Erneuerung des Industrieareals Hageloft durch Kresings Architekten stellt ein positives Beispiel dar, wie innerstädtische Industriekomplexe auch nach Jahren des Leerstands und einem disparaten äußeren Eindruck starke Impulse für die Innenstadt bieten können, gerade durch eine neue gemischte Nutzung von Wohnen und Arbeiten.
Neben Büros sind 18 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe entstanden, – allerdings eher im oberen Mietsegment. Die offenen Loft-Grundrisse mit eingestellten Sanitärboxen lassen den Charakter der Industriearchitektur mit ihren hohen Räumen, den gusseisernen Stützen und den großformatigen Fenstern sehr gut zur Geltung kommen.
Die größte Veränderung – neben den vorgesetzten Balkonen und dem Staffelgeschoss – bewirkt die neue Fassadenbekleidung aus dunklem Ziegel. Erst im Vergleich mit historischen Fotos wird nachvollziehbar, wie sehr das Industriegebäude durch die nun einheitliche dunkle Ziegelfassade architektonisch gewonnen hat. Die Aufstockung mit der goldenen Verkleidung setzt sich bewusst und keck von der dunklen Ziegelfassade ab und zeigt weithin in die Stadt hinein die neue Zeit des historischen Industriequartiers.
Das Projekt zeigt zukunftsorientiert, wie auch mit runtergewirtschaftetem Bestand umgegangen werden kann, insbesondere wenn sie eine so hochwertige Grundsubstanz haben wie diese ehemalige Produktionsstätte aus dem Jahr 1897.
Zu einem erfolgreichen Projekt gehört auch die Nutzung nachhaltiger Materialien wie mineralische Wärmedämmung, energieeffiziente Heizungen, generelle Reduktion des Energieverbrauchs und eine Anpassung an heutige bautechnische Anforderungen. Auch das ist gelungen bei diesem Projekt. Mit dieser großen Privatinvestition konnte der Stadt Osnabrück ein weiteres Stück historischer Identität zurückgegeben werden und dem Wohnen in der Innenstadt ein weiterer besonderer Ort.